Pilotinnen erfüllen Herzenswünsche
"Wir leben seit drei Jahren im Ausnahmezustand", sagt Dr. Katrin Heinritz. "Bernadette, unsere Jüngste, hat Krebs, ein Neuroblastom. Da läuft im Alltag vieles aus dem Ruder. Umso mehr erleben wir es als Geschenk, dass wir dank des Kinderhospizes Schwäbisch Hall immer wieder Hilfe erfahren dürfen." Dazu gehöre die Betreuung der anderen Kinder, wenn die Eltern wieder in der Klinik sein müssen. Dazu gehörten auch "tolle Erlebnisse" wie jetzt der Flugtag. "Wir gingen alle buchstäblich in die Luft und konnten unseren tollen Landkreis von oben erleben", freut sich Katrin Heinritz.
Die Vereinigung deutscher Pilotinnen hatte das Erlebnis möglich gemacht. "Unser Sohn durfte sogar selbst ans Steuer", erzählt Heinritz, denn auch die Eltern und Geschwister waren beim Rundflug willkommen. "Das war eine tolle Sache, ein kleiner Ausstieg aus dem Ausnahmezustand." Sie wünsche keiner Familie das Schicksal, das ihre Familie getroffen hat, so die Mutter. "Aber jeder Familie, die in eine solch schwierige Lebenssituation gerät, können wir nur raten, die Hilfe und liebevolle Betreuung des Kinderhospizes anzunehmen. Wir sagen danke."
Bei ihrer Jahrestagung im September 2013 in Schwäbisch Hall hatten die Mitglieder der Vereinigung Deutscher Pilotinnen (VDP) die Idee zu den Rundflügen und gingen mit diesem Vorschlag auf das ambulante Kinderhospiz zu.
Sieben Familien kamen zum Rundflug
Jetzt war es so weit. Drei Pilotinnen aus Süddeutschland trafen nacheinander mit ihren Flugzeugen am Adolf-Würth-Airport ein, zur Unterstützung kam auch noch ein Pilot mit seinem Zweisitzerflieger mit. Obwohl wegen des regnerischen Wetters kein Flieger aus Norddeutschland kommen konnte, ließen es sich zwei Pilotinnen - darunter VDP-Sprecherin Ruth Haliti - nicht nehmen, zu kommen: Sie reisten mit dem Auto an. Der weite Weg lohnte sich, denn die Freude, das Strahlen, die Dankbarkeit und die Spannung, die laut Anwesenden bei allen zu spüren war, berührten alle, die bei der Aktion auf dem Flugplatz waren.
Sieben Familien, die von Begleiterinnen des ambulanten Kinderhospizes unterstützt wurden oder werden, kamen zum Rundflug. 31 kleine und große Kinder, Mütter und Väter starteten zu jeweils etwa 20 Minuten langen Rundflügen. Die Pilotinnen wählten die Flugrichtung, die sich, soweit das möglich war, am Wohnort der jeweiligen Familie orientierte. Damit boten sie den Kindern und ihren Angehörigen eine gänzlich andere Perspektive auf die gewohnte Umgebung. Mit leuchtenden Augen verließen die Kinder, ihre Geschwister und ihre Eltern nach den Rundflügen das Flugzeug.
Die Kosten für die Aktion trägt die VDP - die Vereinigung finanziert die Rundflüge aus Erlösen aus einer Tombola und aus Spenden der Pilotinnen. Auch der Betreiber des Adolf-Würth-Flugplatzes hat die Aktion gefördert, indem er Räume und Getränke zur Verfügung stellte. Außerdem bekam jedes Kind eine Geschenktüte, und auf die Landegebühren wurde verzichtet. Auch die Bausparkasse Schwäbisch Hall unterstützte den Erlebnistag und schenkte allen Familienmitgliedern zur Erinnerung einen kleinen Spielzeugfuchs und den Kindern T-Shirts. Weil es dann zu regnen begann, musste eine Flugpause eingelegt werden. In dieser Pause wurde den Kindern die Geschichte des Flugplatzes erzählt. Zum Abschluss bekamen die Familien eine Führung über das Gelände.
Mit Herzblut dabei
Für drei Familien, die an dem Flugtag nicht teilnehmen konnten, kamen an einem anderen Tag nochmals Pilotinnen nach Schwäbisch Hall, damit auch diese elf Kinder und Eltern das Erlebnis eines Rundflugs genießen können.
Die Pilotinnen waren mit Herzblut bei der Aktion dabei. Sie ermöglichten auch Kindern im Rollstuhl den Rundflug. Kinder und Eltern freuten sich sichtbar über die Aktion. Die Pilotinnen haben den Kindern und ihren Angehörigen Herzenswünsche im Flug erfüllt.
Info Astrid Winter ist im ambulanten Kinderhospiz Schwäbisch Hall für die Koordination verantwortlich.